Warum Seife selber machen?

Seife selber machen und schneiden

Seife begleitet uns jeden Tag – doch wer einen Blick auf die Inhaltsstoffe handelsüblicher Produkte wirft, entdeckt schnell jede Menge Chemie, künstliche Duftstoffe und oft auch unnötige Zusätze.

Selbstgemachte Seife ist daher eine wunderbare Alternative: Du bestimmst die Zutaten selber, verzichtest auf alles, was deiner Haut nicht guttut und kannst deine Seifenrezepte ganz nach deinen Bedürfnissen, Wünschen und Ideen gestalten.

Vorteile vom Seife selber machen

Besonders für Menschen, wie ich, mit empfindlicher oder allergischer Haut hat das selber machen viele Vorteile: Duftstoffe, Pflanzenbutter und Pflanzenöle lassen sich gezielt auswählen und kombinieren.

Ich zeige dir in einer kurzen Übersicht, wie du Seife selber machen kannst – von den Grundlagen der Seifenherstellung über die wichtigen Sicherheitsaspekte und die richtige Lagerung.

Grundlagen der Seifenherstellung

Die Basis jeder Seifenproduktion ist die sogenannte Verseifung. Dabei reagieren Fette oder Öle mit einer Lauge – Natriumhydroxid (NaOH) – zu Seife und Glycerin. Dieser chemische Prozess sorgt dafür, dass aus flüssigen Ölen ein festes Stück Seife entsteht, das Schmutz und Fett zuverlässig bindet und abwäscht.

Bei handgemachten Seifen verbleibt dabei das natürlich entstehende Glycerin in der Seife und wirkt feuchtigkeitsspendend, weshalb handgemachte Seifen milder und pflegender als industriell hergestellte Seifen sind.

Wichtig ist, dass bei der Arbeit mit Lauge immer die Sicherheit im Vordergrund steht. Natronlauge ist stark ätzend und kann Haut, Augen und Atemwege schädigen. Daher sind Handschuhe, Schutzbrille und langärmlige Kleidung unverzichtbar. Außerdem sollte die Herstellung in einem gut belüfteten Raum erfolgen, um Dämpfe zu vermeiden.

Zutaten für selbstgemachte vegane Seife

Wer Seife vegan herstellen möchte, benutzt pflanzliche Rohstoffe. Die Basis bildet eine Kombination aus pflanzlichen Ölen und Fetten, die in Verbindung mit Lauge und Wasser zu einer milden, pflegenden Seife reagieren.

1. Pflanzliche Öle und -fette

  • Olivenöl: wirkt besonders pflegend und macht die Seife mild und ergibt wunderbare Seifen.
  • Kokosöl: sorgt für festen, stabilen Schaum, sollte jedoch nicht zu hoch dosiert werden, da es austrocknend wirken kann.
  • Rapsöl: ein preiswertes, regional verfügbares Öl mit ausgewogener Pflegewirkung.
  • Sheabutter: macht die Seife cremig und rückfettend, ideal für trockene Haut.

Die richtige Kombination dieser Öle entscheidet über Härte, Schaumbildung und Hautfreundlichkeit der fertigen Seife.

2. Lauge

Für feste Seifen wird Natriumhydroxid (NaOH) verwendet, das in Wasser oder Flüssigkeiten wie Tee, Kaffee oder Pflanzenmilch gelöst wird. 

3. Zusätze für Duft, Farbe und Pflege

Seifen lassen sich vielseitig verschönern:

  • Ätherische Öle: Lavendel, Lemongras oder Pfefferminze sorgen für natürliche Düfte und lassen sich gut für Seifen verwenden.

  • Kräuter & Blüten: Ringelblume, Rosmarin oder Lavendelblüten geben dekorative Effekte auf der Seife. In der Seife werden sie leider fast immer Braun.

  • Farben: Mit Gewürzen wie Kurkuma und Paprika, farbigen Tonerden und Pigmenten lassen sich die Seifen färben. Auch mit Rüblisaft lässt sich Seife färben. Leider ist diese Farbe nicht Lichtecht und verblasst mit der Zeit.

  • Peelingzutaten: Haferflocken, Kaffeesatz oder Meersalz sorgen für einen sanften Peelingeffekt.

4. Nachhaltigkeit und Qualität

Ein wichtiger Aspekt bei der Seifenherstellung ist die Nachhaltigkeit der Rohstoffe:

  • Auf Palmöl solltest du aus verschiedenen Gründen verzichten. Hier kannst du mehr dazu nachlesen: https://schrotundkorn.de/kosmetik/palmoel-in-kosmetik
  • Regionale Öle wie Raps- oder Sonnenblumenöl sind oft eine klimafreundliche Alternative. Der Anteil davon darf aber nicht zu hoch sein, da Seifen mit diesen Ölen bei zu hoher Dosierung zum Ranzen neigen.
  • Bio-Qualität und kaltgepresste Öle sind besonders reich an wertvollen Inhaltsstoffen und schonen gleichzeitig die Umwelt.

Mit diesen Zutaten entsteht eine Seife, die nicht nur vegan, sondern auch hautfreundlich, individuell anpassbar und nachhaltig ist.

Verschiedene Methoden, um Seife selber zu machen

Bei der Herstellung von Seife gibt es verschiedene Wege, wie du deine eigene Seife herstellen kannst. Welche Methode am besten geeignet ist, hängt von Erfahrung, gewünschtem Ergebnis und verfügbarem Material ab.

Kaltrührverfahren

Das Kaltrührverfahren ist sozusagen der Klassiker und zudem das von mir gewählte Verfahren. Dabei verrührst du Öle und Lauge in Ruhe miteinander, bis ein cremiger Seifenleim entsteht. Danach kommt der Seifenleim in eine Form – nach 24 – 48 Stunden kann die feste Seife ausgeformt werden. Dann heißt es: Geduld haben! Die Seife braucht etwa 4–8 Wochen Reifezeit, bis sie fertig ist.

Vorteile: natürliche Inhaltsstoffe bleiben weitgehend erhalten. Du kannst deiner Kreativität freien Lauf lassen und bekommst je nach Rezept eine besonders milde, pflegende Seife.

Nachteil: Die lange Trockenzeit von 4 bis 8 Wochen, damit die Seife milder und ergiebiger wird.

Heissverseifung

Beim Heisssiedeverfahren wird die Seifenmasse nach dem Anrühren zusätzlich über eine längere Zeit erhitzt. Dadurch läuft die Verseifung schneller ab, und die Seife ist nach 1–2 Tagen einsatzbereit. 

Vorteile: Schnelles Ergebnis, keine wochenlange Reifezeit. 

Nachteile: Mehr Aufwand, Rustikaler im Aussehen und weniger Möglichkeiten für feine Muster, weil der Seifenleim sehr zäh wird.

Schmelz- & Giessverfahren

Das Schmelz- & Giessverfahren ist besonders für Kinder geeignet. Hierbei wird bereits fertige Rohseife (z. B. Glycerinseife) eingeschmolzen, mit Farben, Düften oder Zusätzen angereichert und anschließend in Formen gegossen.

Vorteile: Sicher, unkompliziert, perfekt zum Seifen machen mit Kindern.

Nachteile: Die Basis ist schon vorgegeben, deshalb hast du keinen Einfluss auf die Rezeptur.

Naturseife als Basis

Eine weitere Möglichkeit ist, fertige Naturseife zu verwenden. Diese wird zerkleinert, eingeschmolzen und mit pflegenden Zusätzen oder Düften vermischt. 

Seife im Kaltrührverfahren selber machen

Wenn du dich an die klassische Seifenherstellung heranwagen möchtest, ist das Kaltrührverfahren der richtige Einstieg. Damit alles klappt, brauchst du ein paar grundlegende Utensilien und etwas Geduld – aber das Ergebnis lohnt sich!

Materialliste

Bevor es losgeht, lege dir folgende Dinge bereit:

  • Küchenwaage mit 0,1 gr. Scala – fürs exakte Abwiegen von ätherischen Ölen, Pflanzenölen und NaOH
  • Edelstahl Kochtopf – zum Schmelzen der Pflanzenbutter und Herstellung des Seifenleims
  • Stabmixer – um die Seifenmasse gut zu verrühren
  • Schutzkleidung – Handschuhe, Schutzbrille, langärmlige Kleidung und Schuhe sind Pflicht
  • Seifenformen – aus Silikon, Holz oder leere Joghurtbecher

Sicherheit beim Umgang mit Lauge

Damit die Seifenherstellung nicht nur Spaß macht, sondern auch sicher bleibt, ist der richtige Umgang mit Natriumhydroxid (NaOH) entscheidend. Lauge ist stark ätzend und kann die Haut, Augen und Atemwege schädigen! 

Mit den richtigen Vorsichtsmaßnahmen lässt sich aber sicher und entspannt damit arbeiten.

Schutzkleidung ist Pflicht!

Trage beim Anrühren immer:

  • Schutzbrille: verhindert, dass Spritzer in die Augen gelangen
  • Handschuhe: beständig gegen Chemikalien, z. B. Gummi- oder Nitrilhandschuhe
  • Langärmlige Kleidung und Schuhe: schützt die Haut vor Kontakt mit der Lauge

Sicheren Arbeitsplatz schaffen

  • Kinder und Haustiere haben beim Seifensieden nichts im Raum verloren.
  • Genügend Zeit mit bringen! So entsteht keine Hektik
  • Stelle alle Materialien bereit, bevor du startest – so vermeidest du Hektik.
  • Verwende nur geeignetes Werkzeug: Glas, Edelstahl oder hitzefester Kunststoff. Aluminium ist tabu, da es mit Lauge reagiert.
  • Lauge und fertige Seifenmasse immer getrennt von Lebensmitteln und Küchenutensilien halten.
  • Lauge nie unbeaufsichtigt stehen lassen

Richtig anrühren

Ganz wichtig: Immer das Natriumhydroxid (NaOH) ins kalte Wasser geben – niemals umgekehrt! Ansonsten kann es zu gefährlichen Spritzern und starkem Aufkochen kommen. Die Mischung erhitzt sich dabei stark (bis über 90° C) und entwickelt Dämpfe, also am besten bei geöffnetem Fenster oder unter der Dunstabzugshaube arbeiten.

Mit diesen Regeln im Hinterkopf lässt sich Seife sicher herstellen – und du kannst dich ganz auf die kreative Seite des Siedens konzentrieren.

Die einzelnen Schritte beim Seifensieden:

  1. Zutaten abwiegen: Miss die Zutaten anhand deines Seifenrezeptes sorgfältig und genau ab.
  2. Fette schmelzen: Die festen Pflanzenbuttern (z. B. Kokosöl, Sheabutter) vorsichtig erhitzen, bis sie flüssig sind. Die flüssigen Öle dazugeben und abkühlen lassen.
  3. Lauge anrühren: In einem separaten Gefäß langsam das Natriumhydroxid (NaOH) ins Wasser geben (niemals umgekehrt!). Vorsicht: es wird sehr heiss und Dämpfe steigen auf.
  4. Abkühlen lassen: Sowohl die Lauge als auch die Fette sollten auf etwa 35–40 °C abgekühlt sein.
  5. Mischen und pürieren: Die Lauge durch ein Sieb vorsichtig zu den Ölen gießen und mit dem Stabmixer verrühren, bis ein „Pudding“-ähnlicher Seifenleim entsteht.
  6. Gestalten: Jetzt kannst du Düfte, Farben oder Blüten hinzufügen.
  7. In Formen gießen: Die Masse in vorbereitete Formen füllen, mit Folie abdecken und isolieren (z. B.mit einem Frotteetuch abdecken).
  8. Schlafen lassen: Nach 24–48 Stunden kannst du die Seife ausformen und in Stücke schneiden. Ausser bei Salzseifen: diese sollten schon innerhalb der ersten 6 – 12 Stunden geschnitten werden. Ansonsten lässt sie sich nicht mehr in schöne Stücke schneiden sondern zerbröckelt.

Tipps zur Laugenberechnung

Die exakte Menge an NaOH hängt von den gewählten Ölen und der gewünschten Überfettung ab. Du solltest immer einen Online-Seifenrechner verwenden – dort gibst du die Art und Menge deiner Öle ein und erhältst die passende NaOH-Menge. Auch fremde Seifenrezepte solltest du immer nochmals selber im Seifenrechner überprüfen. 

Das ist auch der Grund dafür, weshalb, ich dir kein fertiges Seifenrezept gebe. Wie du eine Seifenrezept selber richtig berechnen kannst, lernst du in meinem Online-Seifenkurs.

Geduld zahlt sich aus

Nach dem Schneiden ist Geduld gefragt: Die Seife muss noch 4–8 Wochen trocknen und reifen. Erst dann ist sie mild genug und einsatzbereit.

Haltbarkeit

Gut gereifte Seifen sind in der Regel mindestens 1–2 Jahre haltbar. Die genaue Dauer hängt jedoch von den eingesetzten Ölen und Zusätzen ab: Fette mit hohem ungesättigten Anteil (z. B. Distel- oder Sonnenblumenöl) können schneller ranzig werden als stabile Öle wie Kokos- oder Olivenöl. Und Olivenölseifen werden je älter sie sind, immer besser. 

Tipp

Wenn du Seifenstücke mit Duft herstellst, verflüchtigen sich die ätherischen Öle mit der Zeit. Um die Düfte länger zu bewahren, kannst du fertige Seifen nach der Reifezeit in einem Karton aufbewahren – So behalten sie ihren Duft deutlich länger.

FAQ: Häufige Fragen zum Thema Seife selber machen

Kann ich Seife ohne Lauge herstellen?

Nein – ohne Lauge entsteht keine echte Seife, da die Verseifung von Fetten und Lauge die Grundlage ist. Eine Ausnahme ist das Schmelz- & Giessverfahren, bei dem du bereits fertige Rohseife verwendest.

Wie lange hält selbstgemachte Seife?

Gut gelagerte Seifenstücke sind in der Regel 1–2 Jahre haltbar. Die Haltbarkeit hängt von den verwendeten Ölen ab: Stabile Fette wie Kokos- oder Olivenöl machen die Seife langlebiger, empfindlichere Öle (z. B. Distelöl) können schneller ranzig werden.

Kann ich Öle im Rezept einfach austauschen?

Nein, jedes Öl hat unterschiedliche Eigenschaften und Verseifungszahlen (wieviel Lauge es benötigt, damit dieses Öl verseift wird). Deshalb verändert sich die Menge der benötigten Lauge. Du musst die benötigte Laugenmenge mit einem Online-Seifenrechner immer neu berechnen.

Ist selbstgemachte Seife pH-neutral?

Nein, Seife ist von Natur aus basisch (pH 8–10). Das ist normal und sorgt für die reinigende Wirkung.

Welche Seifen eignen sich für empfindliche Haut?

Besonders mild sind Seifen mit hohem Anteil an Olivenöl, und Sheabutter. Vermeide hohe Anteile an stark schäumenden Ölen (z. B. Kokosöl), da diese die Haut austrocknen können.

Warum verliert meine Seife mit der Zeit ihren Duft?

Ätherische Öle verflüchtigen sich nach und nach. Um den Duft länger zu bewahren, lagere fertige Seifenstücke in Papier eingewickelt an einem kühlen, dunklen Ort.

Fazit: Seife selber machen lohnt sich!

Selbstgemachte Seife verbindet gleich mehrere Vorteile: Du entscheidest selbst, welche Zutaten hineinkommen, vermeidest unnötige Chemie, setzt auf Nachhaltigkeit – und kannst dabei deiner Kreativität freien Lauf lassen. Ob sanft pflegend für empfindliche Haut, bunt marmoriert als Hingucker im Badezimmer oder mit besonderen Düften für die persönliche Note: Jede Seife wird zum Unikat.

Natürlich erfordert die Herstellung etwas Planung und Geduld, doch die Mühe zahlt sich aus. Nach einigen Wochen Reifezeit hältst du eine Seife in den Händen, die nicht nur pflegt, sondern auch das gute Gefühl vermittelt, etwas Eigenes geschaffen zu haben.

Also: Trau dich, probiere dein erstes Rezept aus und finde deine Lieblingskombination aus Ölen, Düften und Farben. 

Wenn du das alles lieber mit einer detaillierten Anleitung ansehen möchtest, dann ist mein Online-Seifenkurs für dich das richtige.

Im Kurs erkläre ich dir mit detaillierten Videos, wie du, bei dir zu Hause, deine eigene Seife herstellen kannst mit einfachen Schritt für Schritt Anleitungen.

Claudia Schweizer Gründerin und Inhaberin von Schweizer Seifen

Claudia Schweizer

ist die Seifenherstellerin und Gründerin von Schweizer Seifen. In ihrer Seifenmanufaktur stellt sie vegane Naturseifen her. Die handgemachten Seifen bestehen aus den besten natürlichen Inhaltsstoffen, die, wo immer möglich, in Bio-Qualität sind. Aus eigener Erfahrung weiss sie, wie belastend trockene, empfindliche und allergische Haut ist. Die Seifenrezepte Ihrer milden, pflegenden Seifen sind deshalb extra für trockene und empfindliche Haut geeignet. Für die sehr allergische Haut gibt es eine extra milde Seife ohne Zusätze in ihrem Seifen-Shop.